Yukimi & Little Dragon – Make Me Whole
Hören Sie „Make Me Whole“ von Yukimi & Little Dragon auf plusfm, vom Album „For You„.
Plattenfirma : Ninja Tune
© 2025 Ninja Tune
Fast drei Jahrzehnte lang leitete Yukimi Nagano die schwedische Elektroband Little Dragon, die sie während ihres ersten Highschool-Jahres gründete. Bemerkenswerterweise ist „For You“ ihr erstes Soloalbum, strahlt aber das Selbstbewusstsein einer Person aus, die schon mehr als die Hälfte ihres Lebens dabei ist. So sehr, dass die Songs gar nicht erst mit einer Schleife umrahmt werden müssen; sie klingen oft ziemlich abrupt ab oder enden – und das tut dem Erlebnis überhaupt keinen Abbruch.
Nagano probiert verschiedene Stimmungen aus: Sie spielt es füchsinhaft mit einem kleinen Schnurren im exzellenten „Elinam“ und wird federleicht im jazzigen, gefühlvollen „Make Me Whole“, dessen Perkussion wie die flatternden Flügel eines Vogels im Käfig wirkt. Im R&B-beeinflussten „Runaway“ trifft sie einen glasbrechenden Ton und lässt eine klassische „Can’t Stand the Rain“-Textreferenz einfließen. „Peace Reign“ ist entspannter Trip-Hop, unbeschwert und gelungen. Nagano hat auch mit der schwedischen Nu-Jazz-Gruppe Koop zusammengearbeitet, und dieser Geist setzt sich auch auf „No Prince“ fort. Die Kombination aus dem Ambiente dieses Genres, einem Hip-Hop-Beat und ihrem frei fließenden Gesang setzt sich fort.
„Stream of Consciousness“ enthält eine Strophe von Lianne La Havas – ihre sanfte Stimme ergänzt Yukimis sanften Ton wunderbar, während ihre Harmonien wie ein reflektierender Pool schimmern. La Havas spielt außerdem Gitarre in „Break Me Down“, einer Hymne zur Selbstermächtigung mit einer schmelzenden Basslinie: „Don’t put me in a box/ With the facts you steal/ As I break through the wall/ As I scream in a hall.“ Weitere Gastauftritte sind Naganos Vater Yusuke in „Feels Good to Cry“ und ein besonders sanfter Pos von De La Soul in „Jaxon“.
Benannt nach ihrem Sohn, der „einen stählernen Willen und ein Herz aus Gold“ besitzt, klingt das Lied wie ein beruhigender Schutzzauber. Auch „Winter Is Not Dead“ zaubert ihr etwas Magisches. Nagano selbst sagt, es handle sich darum, die lange, dunkle Jahreszeit Skandinaviens optimal zu nutzen: „Der Mangel an Licht zieht viele von uns runter. Gleichzeitig blüht das Leben unter der Erde … Auch ich wachse in meinen persönlichen Wintern, auch wenn sich an der Oberfläche alles tot anfühlt.“ Die cartoonhaften Streicher klingen wie zaghafte Schritte auf Eis, ein vorsichtiger, aber entschlossener Rhythmus.
„Winter, ich liebe sie, sie hüllt sich kalt um mich, ich verlangsame meine Schritte“, singt Nagano und überlagert sie mit Beatbox-artigen Klängen. Und „Sad Make-Up“ ist ein Honigtropfen mit Bass, der einen mitten in die Magengrube trifft, während sie weiterhin lernt, mit unangenehmen Gefühlen zu leben. „Oh, ich sitze schon so lange auf dieser Traurigkeit … Aber Schwingungen lügen nicht, sie lügen nicht, sie lügen nicht.“
© Shelly Ridenour/Qobuz
Yukimi & Little Dragon – Make Me Whole